„Dienst nach Vorschrift.“

Woher kommt eigentlich der Satz: Dienst nach Vorschrift.“ Und wieso ist er heute so negativ behaftet? Heute wird der Satz gleichgesetzt mit „innere Kündigung“ oder noch extremer mit „Arbeitsverweigerung“. Aber wieso spricht man von innerer Kündigung oder ähnliches, wenn jemand genau das macht, was er machen soll laut seiner Stellenbeschreibung, den Vorschriften oder den Regeln im Unternehmen? Wenn es nicht möglich ist, oder nicht ausreichend ist nach diesen Vorgaben zu arbeiten warum ist dann der Mitarbeitende schuld? Wenn dem so ist, dann muss ich mir doch mal Gedanken darüber machen, ob eine Typische Stellenbeschreibung das richtige Mittel ist die Aufgaben zu beschreiben oder die aufgestellten Regeln sinnvoll sind.

Es ist doch unfair den Mitarbeitenden gegenüber etwas zu erwarten oder sogar zu verlangen, was offiziell nicht deren Aufgabe ist.

Aber einen Schritt zurück: Woher kommt eigentlich der Ausdruck? Oder anders gefragt, wann war „Dienst nach Vorschrift“ eigentlich gewünscht?

Blicken wir zurück zu den Anfängen der Industrialisierung. Die Grundidee war damals, dass es immer einen besten Weg gibt etwas zu machen. Dieser Beste Weg wurde von einem „Denker“ mit viel Können und Zugang zu allen Informationen definiert. Dieser Beste Weg wurde dann von vielen ausführenden Mitarbeitern umgesetzt. D.h. in Zeiten der Industrialisierung war es aufgrund der nicht vorhandenen Dynamik im Markt möglich eine Arbeit so zu beschreiben, dass die Arbeit genau nach Vorschrift ausgeführt werden kann. Somit war es damals essenziell, dass die Arbeiter „Dienst nach Vorschrift“ gemacht haben.

Heute, mit zunehmender Dynamik im Markt, mit dem Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt kann der Denker nicht mehr alle Probleme allein lösen und Vorgaben machen.

Jetzt sind auf einmal die Ausführenden gefragt. Diese haben aber häufig nicht das Wissen bzw. den Zugang zu den erforderlichen Informationen und schon gar nicht die Legitimation Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus sind sie häufig durch Regeln und Vorschriften entmündigt.

Was ist die Lösung? Unterschwellig wird verlangt, dass die Mitarbeiter diese Regeln brechen und selber das Problem lösen. Aber wer handelt schon gerne gegen offizielle Regeln? Und mit welcher Begründung? Wenn die Führungskräfte es nicht schaffen ein System zu legitimieren welches offiziell ermöglicht, dass die Mitarbeiter Verantwortung übernehmen dürfen und können, dann darf man den Mitarbeitern auch keinen Vorwurf für ihr Verhalten machen.

Wie kann man dem entgegenwirken? Hier drei Ansätze für mehr Verantwortungsübernahme:

  • Ersetze die Regeln durch Prinzipien: Prinzipien beschreiben einen Sollzustand, der nur subjektiv zu bewerten ist und gibt den Ausführenden die Möglichkeit Entscheidungen im Sinne des Prinzips zu treffen. Regeln hingegen schränken den Entscheidungsrahmen komplett ein. Die Verantwortung trägt in diesem Fall der Regelersteller.
  • Stellenbeschreibung durch eine Rollenbeschreibung ersetzen: In einer Rollenbeschreibung geht es darum, die Verantwortung für ein Ergebnis zu beschreiben für welches der Rolleninhaber verantwortlich ist.
  • Natürliche Hierarchien für Problemlösungen nutzen: Nicht immer ist die hierarchische Führungskraft die Person mit dem größten Können oder den besten Fähigkeiten, um ein bestimmtes Problem zu lösen. Unternehmen sollten es den Mitarbeitenden ermöglichen, sich bei der Lösung von Problemen frei zu vernetzen und denjenigen die Entscheidungsbefugnis zu geben, die über das erforderliche Können verfügen.

Du möchtest dich tiefer über das Thema „Verantwortung“ austauschen? Schick mir einfach eine Mail an mh@habighorst-consulting.com und wir vereinbaren einen unverbindlichen Termin.

Euer

Michael